Ja, der ist verdammt alt. Aber noch genauso wahr. Niemand nimmt mir die Lust am Leben. Diesen Hunger nach Sonne und diese Lust auf frisch gemähtes Gras. Das Gefühl, wenn man nackt in einen See springt, und das Wasser so kalt ist, dass man spührt wie die Nippel hart werden, um dann die ersten Schwimmzüge zu machen, und eine Sonnenstelle findet, an der das Wasser so warm ist.
Das kann mir keiner nehmen. Dieses kindliche Kichern, wenn ich jemanden mit der Wasserspritzpistole treffe, und derjenige quietschend wegrennt. Das spitzbübische Vergnügen, wenn ich das letzte Eis wegschnappe, um es dann demjenigen zu geben. Diese diabolische Freude, wenn man jemanden überraschen kann.
Das hat nichts mit Sex zu tun? Ach nein? Funktionieren wir nicht am besten wenn wir uns wohl fühlen? Wenn wir in unserer Mitte sind? Wenn unsere Füße den Boden berühren, und der Kopf in den Wolken schwebt? Diese innere Zufriedenheit, die heutzutage kaum noch jemand empfindet. Wie schade eigentlich.
Ihr seid alle so wunderschöne Menschen. Gerade bin ich zurück vom Grillen. Im Swingerclub. Überall nackte Menschen. Dicke und Dünne, hübsche und hässliche. Männer, Frauen, und irgendwas dazwischen. Wir haben uns im Pool getummelt, wie die Kinder uns gegenseitig nass gespritzt, eine riesige Ente hin- und hergeschoben, und hatten einfach Spaß.
Natürlich wurde auch gevögelt. Ich tatsächlich nicht. Okay, war doof, weil mein Ex da war. Aber das hat mich nicht gestört. Wir waren im gleichen Pool, und ich habe mich göttlich darüber amüsiert, wie er krampfhaft versucht hat, mich wegzuignorieren. Nein, ich hatte keinen Sex. Hat mir auch nicht gefehlt.
Alle meine Freunde waren da. Wir haben zusammen in der Sonne gesessen, Steaks und Salate gefuttert, Rum-Cola getrunken und einfach nur eine herrliche Zeit zusammen verbracht. Wir haben gelacht, Geschichten ausgetauscht, und einfach nur die Zeit miteinander genossen.
Das muss auch mal sein. Sowas darf man im Swingerclub nicht? Wer sagt denn sowas???? Ich habe nie so ein lockeres Gespräch geführt wie dort. Nie so gute Freunde getroffen, die so ehrlich zu mir waren. Ja, natürlich hatte ich mit fast jedem von ihnen schon Sex. Aber darum geht es doch überhaupt nicht.
Endlich mal normale Leute. Nirgendwo sonst konnte ich mich nackt hinsetzen und über Weltfrieden reden, und mir hat jemand zugehört. In keiner Kneipe wurde ich so respektiert wie in einem Swingerclub. Dort ist es eine eigene Welt. Du betrittst sie durch die Stahltür, und wenn Du diese Welt wieder verlässt, bist Du ein anderer Mensch. Egal was Du erlebt hast.
Kunigunde wurde in einem Swingerclub geboren. Dort habe ich zum ersten Mal erfahren, dass ich völlig normal bin. Ich habe mich immer geschämt und versucht meinen Sexualtrieb zu unterdrücken. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht so funktioniere wie meine Mitmenschen. Und die Männer mit denen ich zusammen war, haben mir immer eingeredet, dass etwas mit mir nicht stimmt.
Aber ich bin ich. Ich bin ein Tier. Ein Raubtier. Mit Zähnen und Krallen. Ich kann auch schnurren und zärtlich sein. Alles das bin ich. Männermordend, umtriebig, frivol, verfickt, lesbisch, sexpositiv. Und das ist gut so. Das bin ich. Und ich bin stolz, dass ich das bin. Ich will nie wieder eine Andere sein. Wem das nicht gefällt, der soll sich verpissen!
Und was soll ich sagen: seit ich diese Einstellung habe, seit dem fahre ich auch viel besser mit meinen Mitmenschen. Natürlich hänge ich es nicht an die große Glocke was ich bin. Aber ich bin viel offener und kommunikativer. Toleranter und wenn das Sexleben stimmt und im Einklang ist viel zufriedener.
Ich persönlich ziehe nicht nur meinen Lustgewinn daraus. Ich mag es, wenn ein Mann sofort ne Latte hat, wenn ich mich sexy anziehe, oder mich vor ihm ausziehe. Und seit ich das tue und auslebe, seit dem falle ich den Männern auch plötzlich auf. Aus der kleinen grauen Maus ist ein wunderschöner Phönix geworden.
Natürlich ist nicht jeder Tag eitel Sonnenschein. Auch ich habe Tage, an denen ich mit meinem Schicksal hadere, und denke: „boahr, jetzt so nen Kerl, der dich liebt und deinen Haushalt mit dir macht; der dich in den Arm nimmt und…..“ und was? Zuhause einsperrt, Monogamie verlangt, oder gar Blümchensex? Oh nein!!! Nein, das bin ich nicht. So funktioniert Kunigunde nicht.
Ich brauche es dreckig und laut. Ich brauche es nass und heftig. Wild und hemmungslos. Das bin ich. So funktioniere ich. Das macht mich glücklich. Und wenn ich das irgendwann mal nicht mehr brauche, dann höre ich damit auf. Bis dahin: hasst mich, oder liebt mich. Es ist mir egal. Denn ich weiß, ganz heimlich, tief in Euch drin, beneidet Ihr mich. Um meine Freiheit, meine Zügellosigkeit und meinen Mut. 😛
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