Drei Monate. Das ist offensichtlich die Zeitspanne, bis man herausfindet, wie Menschen wirklich sind. Deshalb ist eine Probezeit meist 3-6 Monate, und einige Beziehungen halten auch nur so lange. Was ich damit sagen will? Ich selber war ja aus Überzeugung Single. Das Beziehungsmodell hat sich für mich nicht erschlossen. Man lernt sich kennen, hat den Kopf in den Wolken, seufzt verzückt, hat jede Menge Sex und alles ist supertoll. Dann kommen diese magischen 3 Worte, und plötzlich wird alles kompliziert. Warum eigentlich?
Wenn man sich kennenlernt ist man pur. Echt. Unverfälscht. Okay, kommt auch immer drauf an Wo, aber meistens hat man ja nicht die Absicht, dort den potentiellen Partner fürs Leben zu treffen. Oder spielst Du immer eine Rolle? Ich bin eine Partymaus. Wo ich bin, tanzt das Leben. Da wird gelacht, getrunken und gefeiert. Da gibt es keinen Raum für Trübsal oder Einsamkeit. Jeder wird integriert und gemocht. Jeder ist speziell und einzigartig. Diese Art wird gefeiert. Ein Hoch auf die Räubertöchter dieser Erde!!!
Wenn ich tatsächlich eine Rolle spiele, dann maximal auf der Arbeit. Aber da unterschreibt man ja quasi dafür. Man trägt ein Kostüm und ordnet sich den Gesetzen dieser Welt unter. Trotzdem bleibe ich authentisch. Ich bin ich. Ich funktioniere nur so. Und Kunigunde, meine allerbeste Freundin, funktioniert auch so. Eigentlich alle meine Freunde sind so. Egal ob männlich oder weiblich. Denn genau mit solchen Menschen umgibt man sich.
Freiheit bedeutet wählen können. Und sein können. Und wenn ich das in meiner Freizeit und mit meinen Freunden nicht kann, dann läuft was verkehrt. Dann bin ich so verbissen, dass ich krank werde. Und spätestens nach 3 Monaten breche ich aus.
Tja, was soll ich sagen, und genau das ist meiner liebsten Kunigunde eben jetzt auch passiert. Es hat so schön angefangen. Wir haben hier zusammen diesen Blog eröffnet, sind durch Swingerclubs getingelt, haben Männer und Frauen getroffen, hatten Spaß. Wir haben gefeiert, getrunken, Sex gehabt, und Unfug getrieben. Bis sie sich verliebt hat. Ein Mann aus der Szene. Ist immer schwierig. Wussten wir beide. Wir haben da so unsere Erfahrungen. Wer uns kennt, weiß, wie oft wir schon in die Scheiße gelangt haben.
Deshalb wollte sie es langsam angehen. Nur die angenehmen Seiten. Sie sind zusammen essen gegangen, ins Pornokino, hatten unglaublichen Sex. Ich durfte hier davon berichten. Und er hat es gelesen. Fand es gut, was wir machen. Hat ihr erzählt wie toll er sie findet. Wie frei, und dass er die Räubertochter viel besser findet, als das Barbiepüppchen zuhause. Kunigunde hat immer mehr Vertrauen gefasst, ihn an sich rangelassen, und plötzlich Gefühle entwickelt.
Lag es an den vielen romantischen, nicht sexuellen Treffen? An seiner ruhigen Art? Am grandiosen Sex? An der totalen Befriedigung? Sie hat immer wieder gesagt wie sehr sie das Swinger Leben liebt. Die Vielfalt. Frauen, Männer, Full Swap. Orgien, Gangbang, das Bett voller Menschen. Es ging nicht um so viel Sex wie möglich, sondern um dieses Gefühl, wenn viele Menschen zufrieden sind, weil der Sex gut war. Als Empath fühlt man das anders. Da zieht man seine Befriedigung aus der Umgebung. Und wenn die Luft flirrt vor Geilheit und Lust, dann schwebt man mit dieser Welle. Und das ebbt erst einige Stunden später ab. Dann fühlt man sich zufrieden und glücklich.
Kunigunde wusste das zu schätzen, und sie war es, die mich immer wieder zu solchen Veranstaltungen mitgenommen hatte. Sie war der treibende Keil, dem ich es zu verdanken hatte, dass ich mich vom grauen Mäuschen zu einer selbstbestimmten Frau entwickelt habe. Und gerade sie ist es jetzt, die da vor mir sitzt, klein und zusammengekauert, und weint. Sie scheint so unglücklich. So einsam und verletzlich zu sein. Was ist nur passiert?
Sie schluchzt und sagt Sachen wie: ich mache immer alles nur falsch. Ich passe nicht in diese Welt. Ich halte sie in meinen Armen und versuche sie zu trösten. Ich weiß gar nicht, was ich ihr sagen soll. Ich finde sie großartig. Frauen wie sie sind das Salz der Erde. Jede Frau möchte so sein wie sie. Und alle unsere Freunde lieben sie, weil sie eben so ist. „Wenn du den Raum betrittst, dann bringst du so viel Leben mit“ sagen sie immer. Und sie bewundern sie um diese Lebensbejahende Art. Und jetzt halte ich sie, und weiß nicht, wie ich sie trösten soll.
Was ist denn nur passiert?
„Ich wollte doch nur, dass er mich mag. Aber ich mache immer alles nur falsch. Und jetzt streiten wir schon seit Tagen. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll.“ Sie guckt mich mit ihren großen Augen an, und ich sehe diese Trauer und Verzweiflung. Meine Arme reichen nicht für diese Gefühle. Ich müsste Flügel haben, eine große Decke über sie breiten. Sie ist wie eine kleine Nussschale auf dem Ozean. Ich kann ihr nicht helfen.
So viel Trauer und Leid. Ich weine mit ihr, und versuche so, das Leid zu mildern. Aber anscheinend funktioniert das so in der Liebe. Ich habe da keinerlei Erfahrung. Ich war ein paar Mal verliebt. Aber diese Tiefe habe ich nie zugelassen. Jetzt weiß ich auch warum. Kunigunde erstickt fast an den Tränen. Aus der großen, starken, selbstbewussten Frau, ist ein kleines, verzweifeltes, hilfloses Mädchen geworden. Die Welt scheint zu groß für sie. Nicht mehr ertragbar. Sie ist so einsam und zerbrechlich, dass ich ihr einen Vanillepudding kochen will, und ihr über den Kopf streicheln möchte. Warum hat er das mit ihr gemacht? Er liebt sie doch?!
Unter Schluchzern erzählt sie, dass sie alles aufgegeben hat. Die Geschichten die sie mir erzählt hat: alte Kamellen. Wegen ihm ist sie nicht mehr in Clubs, hatte keine Einzeldates mehr, und deshalb haben wir uns auch so selten gesehen. Sonst wäre der Schwindel aufgefallen. Warum? Frage ich sie. „Er sagt, dass ich ihm genug bin. Er braucht keine andere Frau. Ich kam mir scheiße vor. Ich dachte, wenn ich so weiter mache, dann erlischt der Zauber. Aber es hat nicht gereicht. Es war nicht genug.“
Gestern als ich sie so fand, hatte sie vorher ein langes Gespräch mit ihm. Er hielt einen Monolog darüber, wie kacke sie ihn behandelt, und wie unfreundlich sie immer ist. Dass er sich ungeliebt fühlt, und das Gefühl hat, sie wolle die Beziehung nicht. Mit letzter Kraft rief sie mich an. Und jetzt sitze ich hier neben ihr auf der Couch, und weiß nicht wie ich helfen soll. Sie liebt ihn. Das ist offensichtlich. Aber was soll ich ihr raten? Was soll ausgerechnet ich ihr sagen? Ich bin Scheidungskind. Hatte nie eine Beziehung die über 9 Monate hinaus ging.
Wie soll ich jemandem einen Rat geben, wenn ich selber guten Rat bräuchte? Wenn ich meine Freunde frage, die übrigens fast alle in langjährigen Beziehungen stecken, sagen die: lass es zu. Halte durch, renn nicht gleich weg. Aber mal ganz ehrlich, das soll ich Kunigunde sagen? Sie sieht so verzweifelt aus. So traurig und ist schon fast an ihren Tränen erstickt. Ich will sie so nicht sehen. Vielleicht ist es besser für manche Menschen allein zu sein.
Mal ehrlich: die zwei haben offensichtlich nichts gemeinsam. Er hat nen Stock im Arsch. Während sie mit einem T-Shirt in Urlaub fährt, packt er einen Koffer. Während sie kurz vorm Weggehen ihr Outfit wählt, kauft er schon Wochen vorher dafür ein. Er plant, sie lebt. Er ist vernünftig und erwachsen, sie kindisch und unvernünftig. Wie soll das denn passen? Ja, der Sex war unglaublich. Aber das reicht doch nicht für eine Beziehung. Also was soll ich dieser verzweifelten Frau jetzt sagen?
„Wir haben so viel gemeinsam“ sagt sie immer wieder. „Er ist wie ich“. Echt jetzt? „Wir hören die gleiche Musik. Unsere Playlist passt zu 83%. Das bedeutet doch was.“ Na klar, und dann wäre da noch der Sex. Noch nie hat sie ein Mann so befriedigt wie er. ……………oh fuck!!!! Ich fange gerade an, ihr den Mann auszureden. Sie war so glücklich mit ihm. Und jetzt wo ich sie so weinen sehe, will ich, dass sie wieder glücklich und freudestrahlend ist. Tanzend die Party rockt, und Männern den Kopf verdreht. „Aber das ist doch nicht alles. Ich will doch irgendwann mal ankommen. Ich werde nicht immer Jung sein. Irgendwann bin ich schrumpelig und runzlig, und dann will mich keiner mehr.“ Du alterst doch nicht, will ich einwerfen. Aber sie redet schon weiter.
„Außerdem wer will denn schon so eine abgegriffene Schlampe wie mich? Wie viele Kerle hatte ich? Hunderte? Da darf man nicht so wählerisch sein. Kein Typ will eine Beziehung mit der Dorfmatratze. Das war mir schon klar. Er hat sich echt mühe gegeben, mir das Gefühl zu geben ich wäre was Besonderes. Aber irgendwann möchte man das halt exklusiv. Ich kenne das schon.“
Ja verdammt. Ich kenne das auch. Am Anfang sind sie ganz begeistert wie offen und freizügig man ist. Wieviel Sex man mit so jemand haben kann. Und vor allem, wie viel Sex man nebenher mit anderen haben kann. Und dann stellt man fest: hey, die kann ja kochen. Und lustig und intelligent ist sie auch. Was wäre, wenn man das für immer hätte. Für sich allein. Und dann fangen sie an, Enterhaken ins Herz zu bohren, und das Leben und die Person zu verändern. Man muss sich ja anpassen, sonst funktioniert die Beziehung nicht.
Das ist doch eine riesengroße Lüge! Vorher hat es auch funktioniert. Und mit der rosaroten Brille macht man dann alles, was der Andere will. Und irgendwann sitzt man so da wie Kunigunde, weint jämmerlich, und denkt man ist der Fehler. Aber das alles kann ich ihr nicht sagen. Ich wollte, habe aber gesehen wie sie immer mehr geweint hat, und sich elend fühlt. Also habe ich sie nur gestreichelt und weinen lassen.
„Ich habe extra jeden Tag sauber gemacht, und aufgeräumt, weil er doch so ein Monk ist.“ Ich verdrehe innerlich schon die Augen. „Ich habe gedacht, wenn ich ihm nen Schlüssel für meine Wohnung gebe, dann sieht er, dass ich es ehrlich meine, und ihn liebe und mit ihm zusammen sein will. Dass ich keine Geheimnisse habe.“ Oh ja, das kenne ich. Und trotzdem kontrollieren sie dich, und glauben dir nicht. Ach arme kleine Kunigunde. Dich hats echt erwischt. Am besten wäre es, wenn sie wieder ein wenig von dem Leben hätte, das sie vor ihm hatte. „Nein, da will ich nicht mehr hin. Er liebt mich. Er ist perfekt“ Was soll ich da noch zu sagen? Nun gut, dann muss sie sich eben verbiegen. Diesen Weg muss sie dann halt bis zum Ende gehen.
Ich bin ihre Freundin. Ich werde sie begleiten. So wie ich es immer getan habe. Sie trösten, ihr über den Kopf streicheln, und wenn alles vorbei ist, den Kopf beim Kotzen halten. Es ist immer gleich. Die Geschichte wiederholt sich. Er wird gehen, weil sie eben nicht perfekt ist. Weil sie sich nicht genug für ihn ändern kann. Weil sie an einem bestimmten Punkt sich so viel verbogen hat, dass sie auseinanderbricht. Und wie das für solche Art Beziehung typisch ist, wird er dann sagen: du hast dich so sehr verändert, dass ich dich nicht wiedererkenne. Und dann hat er eine Ausrede warum er geht, sie betrügt, was auch immer. Dann wird’s nochmal kurz weh tun, wie ein Pflaster das man abreißt. Aber dann ist es endlich vorbei.
Nein, ich kann ihr nicht helfen. Ich kann ihr auch keinen Rat geben, denn ich bin selber viel zu kaputt. Ich glaube nicht an die Liebe. Ich glaube nicht mehr daran, dass Frauen wie wir einen Partner und Glück finden. Also sollten wir die schönen Zeiten nehmen, sie genießen, und versuchen nicht unser Herz zu verlieren. Kappt die Enterhaken!!!!! Meuterei!!!!! Holt den Anker ein, wir segeln los!!!!!
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